Noch bis in das 15. Jahrhundert hinein wurden Schuhe anders als moderne Paare gefertigt.
Die Redensart "Andersrum wird ein Schuh daraus!" stammt vermutlich aus dieser Zeit. Es ist zu vermuten, dass dies darauf zurück zu führen ist, dass entweder der Schuh noch nicht gewendet oder die Schuhteile zunächst auf "rechts" zusammen genäht wurden, so dass beim Wenden dann nicht mehr der Wasserabweisende Narben außen war, sondern die eher feuchtigskeitsaufnehmende Fleischseite.
Bei den Nachbildungen der Schuhe orientieren wir uns vornehmlich an den mittelalterlichen Schuhen aus Schleswig, da das regionale Fundgut aus Oldenburg nicht entsprechend aufgearbeitet wurde. Dementsprechend wird auch im Folgenden die Einordnung der Schuhe anhand der Vorgaben aus dem Ausgrabungsbericht, Schleswig - Ausgrabung Schild 1971 - 1975, vorgenommen.
Je nach Jahrhundert kam der Halbschuh in verschienen Varianten vor und entwickelte sich parallel zu den halbhohen, hohen Schuhformen und den Stiefeln weiter.
Der Halbschuh kam bevorzugt als Schnürschuh vor, wobei die - schon geringe - Schafthöhe je nach verwendeter Schnürung variierte. Im 11. Jahrhundert verlief die Schnürung zunächst noch durch ins Leder geschnittene Ösen um den Schaft unterhalb des Knöchels herum. Vermutlich ausschließlich im 11. Jahrhundert kam noch eine weitere Variante des Halbschuhes vor, der vollkommen ohne eine Schnürung auskam - der Schlupfschuh.
Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sich dann zusätzlich eine Halbschuhform, die mit einer seitlichen außenliegenden Schnürung an der Innenseite des Schaftes versehen wurde. Eine Variante, die ab dem 13. Jahrhrundert Verbreitung fand, war eine Befestigung mittels eines kleinen Riemens und einer Schnalle.
Im 11. und 12. Jahrhundert kam neben den oben beschriebenen Halbschuhformen auch noch die halbhohe Schuhform am Fuß der Bevölkerung vor. Hier wurde der Schaft ein wenig verlängert. Die Befestigung erfolgte, wie auch bei dem Halbschuh, teils mit einer um den Schaft geführten und durch Ösen gezogenen Schnürung. Teils wurde der Schuh auch mit einem an dem Schaft angebrachten Knebel verschlossen oder der halbhohe Schuh einfach als Schlupfschuh verwendet.
Mit dem fortschreiter der Jahrhunderte schreitete auch die Schafthöhe weiter fort. Aus der halbhohen Schuhform entwickelte sich die hohe Schuhform. Anders als bei dem Halbschuh kamen die halbhohe Schuhform und die hohe Schuhform nicht parallel vor. Die halbhohe Schuhform wurde vermutlich von der hohen Schuhform abgelöst.
Die hohe Schuhform wurde vermutlich ausschließlich mittels einer um den Schaft laufenden Schnürung versehen, die dann entweder mit einem Knebel oder mit einer anderen Fixierung verschlossen wurde. Im Fundgut finden sich Exemplare mit einer Ösenreihe die auf Höhe des Knöchels verlief, als auch bis zu zwei weitere Ösenreihen die über den Schaft verteilt waren. Dabei scheint es zum einen Varianten gegeben zu haben, bei denen jede Ösenreihe mit einem separaten Band verschlossen wurde. Zm anderen kamen auch Varianten vor, bei der der Verschuss mit nur einem langen Band realisiert wurde, welches dann um den Schaft herum gebunden und vermutlich mit einem kleinen Knebel / Knoten an dem umlaufenden Bank selbst fixiert wurde - der Bundschuh.
Ende des 13. Jahrhunderts entstand dann die dritte "Evolution", der Schaft wurde noch höher und wurde vollkommen geschlossen, so dass wieder ein Schlupfschuh - der Stiefel - entstand. Aufgrund des hohen Materialaufwandes und der Tatsache, dass nur sehr wenige Exemplare gefunden wurde, wurden Stiefel vermutlich nur von der gehobenen Schicht getragen und stellen eine absolute Ausnahme dar. Dabei waren einige der Fundexemplare sogar mit einem dünnen Innenfutter gefüttert.
Im Rahmen unserer Ministarialen Darstellung, haben wir ein Exemplar aus Ziegenleder gefertigt, wie es auch vornehmlich gefunden wurde. Das einteilige Schaftleder wurde mit einem weiteren sehr weichen und dünnen Ziegenleder gefüttert. Insgesamt wurden für das Paar Steifel fast zwei (2) komplette Häute verarbeitet.
Die Stiefel reichen dabei dem Träger bis unter das Knie.