Gurte und Riemen stellen vermutlich schon seit tausenden von Jahren eine recht einfache Art der Befestigung von allerlei Gegenständen dar. Man denke hier bloß an heutige Einsatzmöglichkeiten: Kaum einer Tasche fehlt es an einem Schulterriemen; die Hose wird von einem Gürtel an Ort und Stelle gehalten und zur Sicherung der Baumarktausbeute wird die Ladung mit Zurr-Gurten befestigt, usw. Die Vielseitigkeit von Gurten, Riemen war mit Sicherheit auch schon in den vergangenen Jahrhunderten nicht minder, wobei - bedingt durch das Fehlen heutiger moderner Kunststofffasern - damals wohl für haltbare Befestigungen vornehmlich Leder eingesetzt wurde, welches durch verschiedene Verarbeitungstechniken oft noch haltbarer gemacht werden konnte.
Im Folgenden beschäftigen wir uns vornehmlich mit Gürteln, die dem Halten / Fixieren von Kleidung galten - wie auch heute noch.
In dem vornehmlich zugrunde gelegten Fundkomplex der schleswiger Ausgrabungen (1970er Jahre) sind verschiedene längst geschnittenen Riemen verschiedener Fertigungstechniken / Topologien gefunden worden. Dabei ist an dieser Stelle schon zu erwähnen, dass die Abgrenzung ob es sich tatsächlich um einen Riemen oder einen Gurt handelte nicht immer verbindlich erfolgt sei, da aufgrund des teils schlechten Erhaltungszustandes auch andere Anwendungsmöglichkeiten in Betracht gekommen seien.
Im Einzelnen handelt es sich um fünf (5) Fertigungstechniken, die wie folgt bezeichnet werden können:
Einfache Lederriemen sind in Schleswig (Schild) in Schichten ab dem 11. Jahrhundert nachzuweisen.
Ab dem 13. Jh. wurden bei den Lederriemen, parallel zu den Längstseiten Linien oder auch teils detaillierte Stempelmotive in das Leder eingeprägt. Eher selten - und als Streufunde zu betrachten - sind einige Riemen, in denen schmale Lederbänder eingeflechtet wurden. Allerdings wird die Auffassung vertreten, dass farbige Absetzungen in Form von Stickereien oder aufgesetzten oder durchzogenen Bändchen nicht ungewöhnlich gewesen sein dürften.
Die Breite der gefundenen einfachen Riemen variiert dabei von 1,2 cm bis 5,0 cm. Der hier vorgestellte einfache Lederriemen hat ein Breite von 2 cm. Dabei haben wir eine einfache Messingschnalle mit einem Gürtelblech an den Riemen genietet.
Bei den Gürteln der Form 2 wurde zur Erhöhung der Stabilität der verwendete Lederstreifen in der Mitte längst gefaltet und dann die gefalteten Kanten gegeneinander vernäht.
Um die Stabilität der Riemen noch weiter zu erhöhen konnten in die Faltung ein weiterer Riemen oder Lederstücke eingeniäht werden, so dass hierdurch eine Art dreilagiger Riemen hergestellt wurde. Diese "Innenriemen" waren wohl frakmentarisch mit den Außenriemen an der Seite vernäht - was eher auf unregelmäßige Abmessungen der Innenstücke zurück zu führen ist, als auf die bewusste Befestigung zwischen außen und innen liegenden Riemen. Unsere Vermutung ist, dass durch Ziernähte oder Nieten etwaige innen liegende Lederstreifen fixiert wurden.
Eine Besonderheit bei der Auswertung dieser Gruppe habe darin bestanden, dass das Fundstück nicht immer mit Gewissheit dieser Riemengruppe habe zugeordnet werden können, da aufgrund der Taschenbildung durch die Faltung auch die Vermutung nahe gelegt habe, es handle sich um Lederscheiden (-fragmente) für Messer o.ä.
Ebenso wie die Gürtel der Form 1 sind auch die gefalteten Riemen in Schichten ab dem 11. Jahhundert in Schleswig (Schild) nachzuweisen, wobei diese Riemenform eine Breite von 1,5 cm bis 5,2 cm aufweist.
In Schleswig ist diese Formengruppe erstmals für das 13. Jahrhundert nachzuweisen. Vergleichfunde aus verschiedenen Jahrhunderten, die jedoch jeweils nicht vor dem 13. Jahrhundert datiert sind, stammen z.B. aus Breslau, Southampton, Lübeck und London.
Die verwendeten Nieten konnten dabei einheitlich gleich oder auch wechselnd, bzw. chaotisch angeordnet sein. Bei einem Fund aus London wurden vier verschiedene Niete unregelmäßig wechselnd angeordnet (Dreipass, Kreis, Blume und eine Art von Feder). Die Nieten wurden entweder gegossen oder aus Blechen und oder Drähten geschmiedet und mit einem oder mehreren Stifte an den Riemen befestigt.
Das Bild des originalen Riemenfragments wurde 2015 im Schloss Gottorf erstellt. Die Ausstellung "Dorf Burg Kirche Stadt" beschäftigt thematisch mit den Ausgrabungen in Schleswig. Die Fundstücke sind in den Ausgrabungskatalogen jeweils ausführlich beschrieben.
Die Riemen der 4. Form zeugen von sehr hoher Formstabilität. Hierbei wurden zwei komplett von einander getrennte Riemen dirket mit einer voll umschließenden Naht aufeinander genäht. Vereinzelt wurden diese Riemen in Schichten des 11. und des 12. Jahrhunderts gefunden.
Am häufigsten kamen diese Art der Riemen jedoch im 13. und 14. Jahrhundert vor, wobei diese Riemenform die Riemen der anderen Formen dominiert.
Die Gürtel dieser Formengruppe waren zwischen 1,2 cm und 8 cm breit. Interessant dabei ist, dass die aufeinander liegenden Riemen nicht immer identisch groß waren, sondern die Auflage teils kleiner war. Dabei wurden nicht immer die beiden zueinander gehörenden Teile gefunden, so dass auch zu vermuten ist, dass eine Seite auch textile Fasern enthalten konnte.
Neben schlichten Nähten zum zusammenfügen der beiden Teile, wurden an einigen Riemen auch gesteppte Ziernähte angebracht oder auch Ornamente eingraviert oder Farben aufgetragen.