(bkw) Es war die zweite Auflage dieser Veranstaltung in Minden. Minden, eine Stadt die sich sehr in der Living History / Reenactment Szene engagiert, hat am Wochenende des 15. und 16.06.2013 zum wiederholten Mal eine Multiperiod-Veranstaltung auf die Beine gestellt, die von dem weitreichende Gelände - der kompletten Innenstadt - zumindest in Deutschland ihres gleichen sucht.
Natürlich ist auch gerade eine solch weitreichende Veranstaltung mit Vorsicht zu genießen, fallen doch sehr schnell Unstimmigkeiten in der Orgnisation dermaßen ins Gewicht, dass sich einzelne Darsteller subjektiv falsch oder gar schlecht behandelt fühlen. So hat eine Gruppe einer benachbarten Zeitinsel - nach eigenen Angaben - das erste Mal seit ihrem Bestehen eine Veranstaltung abgebrochen, da es anscheinend unüberwindliche Unstimmigkeiten mit der Organisation gab - schade. Das gibt dem Ganzen doch einen eher faden Beigeschmack, nicht zuletzt, weil die Ansicht dieser Gruppe, leider unkommentiert von dem Veranstalter - Minden Marketing -, in einem privaten Forum kund getan wurde, in dem sich allerdings ein Großteil, der "Szene" tummelt, die nun wieder schlecht auf die Zeitinseln eingestimmt sind, aber dazu komme ich ganz am Ende noch zu sprechen.
Unsere Zeitinsel, am minderer Dom, war im Vergleich zum letzten Jahr anders strukturiert. Um möglichst viel Platz für die Darstellungen zu schaffen, sollten (eigentlich) im Innenhof des ehemaligen Klosters keine Zelte mehr aufgestellt werden. Eine Ausnahme sollte nur dann gelten, wenn es sich dabei um "belebte" Zelte gehandelt hätte. Dieses Konzept ging aber nur zum Teil auf - leider.
Zum einen waren einige der Zelte nicht belebt, es sei denn, dass vor dem geschlosenen Zelt sitzten als Belebung des Zeltes gilt, dann wiederum waren die Zelte schon belebt ;-). Aber, wenn die Belebung der aufgestellten Zelte und der Einblick ins Innere und damit auch die entsprechende Innenausstattung der Zelte Voraussetzung für das Aufstellen ist, dann ist das so und muss es für ALLE gelten. Zwar wurden in den Zelten Rüstungen etc. gelagert, aber da hätte anders ansetzt werden müssen.
Des weiteren war zwar der Innenhof in diesem Jahr sehr gut gefüllt, es wurde ein kleiner Marktplatz errichtet, allerdings der - im letzten Jahr noch viele Besucher anziehende - Kreuzgang, der im Übrigen auch optisch einiges her macht, war zum großen Teil leer. Hier wurden wirklich die Prioritäten falsch gesetzt oder die geringe Besiedelung verkannt. Dumm war nur, das dies auch schon am Wochenende einigen Besucher aufgefallen ist, die schon im letzten Jahr vor Ort waren. Klar, Meckerpötte gibt es überall, allerdings stimmten die Anmerkungen schon. Woran es im Einzelnen lag wird sich kaum klären lassen. Vielleicht lag es daran, dass einige abgesprungen sind, vielleicht lag es daran, dass unser Hauptorganisator sich in diesem Jahr sich noch einer anderen Zeitinsel gewidmet hat, vielleicht lag es aber auch an ...
Da wir ja nun nicht mehr im Innenhof nächtigen konnten, haben wir uns eine schnell zu erreichende Pension am Innenstadtrand gesucht. Ein Vorteil war dabei die verfügbare Dusche! Am Samstag- und Sonntagmorgen pilgerten wir, zusammen mit den Volkelinern, im Outfit des 13. Jahrhunderts, in die Stadt zu unserer Zeitinsel - am Dom. Das die Mindener wohl teilweise die Veranstaltung nicht auf dem Schrim hatten, zeigte sich daran, dass sich die Verkehrsteilnehmer durch unser Auftreten teilweise dermaßen ablenken ließen, dass hierdurch fast ein Verkehrsunfall verursacht wurde - ups...
Die Veranstaltung an sich war jedoch schön, viel Platz, viele Besucher - Samstag mehr als am Sonntag, und eine wirklich schöne Kulisse. Das 13. Jahrhundert wurde dabei von der IG-Volkelin aus dem Rheinland, von Nicole Schneider, uns, und einer weiteren - mir namentlich allerdings nicht bekannten - Darstellerin vertreten. Claudia von der Tohopesate hat sich in diesem Jahr zusammen mit Julia und Mr. ("der Name ist mir leider entfallen") - wie schon im letzten Jahr - um das leibliche Wohl gekümmert, DANKE! Toll, lecker, was soll ich sonst noch sagen?!
Ein besonderes Schmankerl war in diesem Jahr wohl auch die Internationalität unserer Zeitinsel. Eine Gruppe aus Schweden, die eng mit der Tohopesate zusammen arbeitet, hat verschiedene Kampftechnikvorführungen (Ringen, Messerkampf, ...) dargeboten. Um die internationalen Beziehungen noch ein wenig zu verstärken und deutsches "Kulturgut" auch in den hohen Norden zu exportieren, haben meine deutschen Nadeln den Weg in den hohen Norden gefunden... ;-)
Uwe hatte an diesem Wochenende, unter der Anleitung von Jürgen Blidenbauer, seine Zimmermann-Premiere. Als Lakain arbeitete er - unter dem Einsatz von Äxten und Sägen und der Unterstützung von Jürgen - einen Teil einer Blide in originaler Größe nach. Die Damen haben sich in den noch belebten Teil des Kreuzganges begeben und dort ihre Näh- und Handwerkstätigkeiten vorgeführt und ich, ja, ich habe mich wieder meinen Draht- und Blecharbeiten hingegeben (und nebenbei auch noch das ein oder andere Foto gemacht - siehe links).
Über den Tag hinweg haben wir auch einige Bekannte in "Zivil" getroffen, so auch die sich aus dem 13. Jahrhundert zurückziehenden "Bielefelder Schergen" (von wegen das 13. Jahrhundert bleibt als Zweitdarstellung erhalten... klapp doch eh nicht...) und die nun neu IG-Wolflerin Jana, sowie einige Foris aus dem Mittelalterforum. Noch zu erwähnen sind in jedem Fall die wirklich super lieben und auch sehr interessierten Bewohner des Klosters (nun Pflegeheims), die mit ihren Betreuern und Pflegekräften es sich nicht haben nehmen lassen auch einmal das Treiben im - eigentlich ihnen zustehenden - Klosterhof anzuschauen.
Minden Marketing hat, neben einer in meinen Augen wirklich gelungenen Organisation, auch in diesem Jahr am Samstag Abend wieder eine kleine Grillfeier für alle Darsteller ausgerichtet. Und, man höre und staune, sie haben sich in diesem Jahr wirklich auch auf Vegetarier eingestellt! Viel essen konnte ich zwar nicht, aber was es gab, war wirklich gut! Ein besonderer Dank gilt dabei auch Frau Alena Strauch von Minden-Marketing, die im Vorfeld, während und wohl auch noch nach dieser Veranstaltung für alle Darsteller und alle Fragen da war, DANKE!
Ich hoffe, dass wir bei einer eventuellen dritten Auflage der Zeitinseln wieder dabei sein dürfen und die Organisation weiter optimiert wird, denn es ist noch Potenzial vorhanden. Was macht Minden wohl mit dieser Veranstaltung, wenn die EU-Fördermittel auslaufen? In diesem Sinne, erst einmal bis zum September in Minden.
Nun noch einen ganzen Schwung Bilder für Euch zum ansehen,
Ihr / Euer B.-K. Wendler
Externe Verweise:
P.S. Bevor ich es vergesse, hier noch eine Anmerkung bzgl. eines Kommentares zu dieser Veranstaltung in einem Forum: Wenn ich in einem privaten Forum lese, dass sich "Szene-Besucher" darüber beschweren, immer die gleichen Darsteller zu sehen und hoffen, bei der im kommenden September ebenfalls in Minden statt findenden Veranstaltung mehr Abwechslung geboten und nicht die gleiche Veranstaltung nur unter einem anderen Namen präsentiert zu bekommen, dann sollten diese "Szene-Besucher" sich doch einmal selbst fragen, ob sie nicht ein wenig mehr Engagement bei ihrer Darstellung an den Tag legen möchten, um die Veranstaltungen zu unterstützen und nicht nur zu konsumieren!?!
Ich bin mir sicher, dass sich alle Mitwirkenden in "keinster Weise" auf eine solche Veranstaltung vorbereiten und ich nehme einmal an, dass sämtliche Teilnehmer nur einen kleinen Nebenjob, neben dem "unbezahlten Hauptberuf" - dem Unterhalten von "Szene-Besuchern" - haben, welche auch noch für lau eine wirklich große Veranstaltung, mit hunderten von Darstellern komsumieren dürfen, so dass sämtliche Mitwirkende genug Zeit haben zwei, drei verschiedene 123%ig ausgearbeitete Darstellungen in der Hinterhand haben. (<- Vorsicht Ironie!)
Ich weiß es ist nicht alles Gold was glänzt und ich weiß auch, dass alle Darsteller noch an ihrer Darstellung arbeiten können / müssen / sollten. Aber Leute, so eine Einstellung ist echt nicht hinnehmbar! Kommt selbst in die Hufe und macht es erst einmal besser!