Entgegen der landläufigen Meinung wurde auch im 13. Jahrhundert der Hygiene ein nicht unerheblicher Stellenwert eingeräumt. So gehörte zu den persönlichen Gegenständen gelegentlich ein Toilettenbesteck, bestehend aus einem Ohrenlöffel, einen Pfriem und einer Pinzette.
Der Ohrenlöffel (links) wurde - wie der Name es vermuten lässt - vermutlich zur Reinigung des äußeren Gehörganges und der Ohrmuschel genutzt.
Die teilweise getroffene Vermutung, dass der Pfriem eine Art Zahnstocher sei teilen wir nicht. Vielmehr gehen wir davon aus, dass der Pfriem insbesondere zur Entfernung von Schmutz unter den Fingernägeln eingesetzt wurde (so auch Krabath), denn der Pfriem wäre zu groß um die Zahnzwischenräume zu reinigen.
Die Verwendung der Pinzette einerseits als Hygienegegenstand dürfte wohl auch schon damals der gleiche Zweck gewesen sein, wie er heute ist - zum Greifen kleinerer Gegenstände, wie Holzsplitter, Dornen, etc.. Andererseits wurden vermutlich Pinzetten auch im handwerklichen Bereich eingesetzt.
Die Formen der Pinzetten, insbesondere der vorderen "Greifeinheit", variiert je nach Anwendung. So teilt Krabath die Pinzetten ein in solche mit: rechteckigen Wangen, triangulären (dreieckig/trapezförmigen) Wangen, Wangen triangulär verbreitert, Wangen an der Spitze triangulär erweitert und darüber kreisförmig erweitert, Wangen am Ende breitrechteckig erweitert und Wangen breitrechteckig erweitert - obere Ecken konkav einziehend.
Das oben gezeigte Toilettenbesteck wurde aus verschieden starken Messingdraht und -blech gefertigt. Der Ohrenlöffel und der Pfriem wurden aus je einem 3mm Messingdraht kalt geschmiedet. Die Pinzette besteht in der Grundform aus einem schmalen Streifen Messingblech (180mm x 4mm x 1mm), der verfestigt, gefeilt und schließlich kalt in Form geschlagen wurde.
Die einfachen Formen mit rechteckigen Wangen lassen sich vom 10. bis ins 15. Jahrhundert beobachten.
Eine Pinzette dieser Machart wurde in der Nähe von Höxter (Schildern) auf einer Sohle einer relativ kleinen Grube mit senkrechten Wänden gefunden, wobei es sich vermutlich um eine Arbeitsgrube handelte (so Krabath, nach Beschreibungen vom Theophilus Presbyter).
Bei der Datierung scheint Uneinigkeit zu herrschen. So gibt Krabath diese mit um 1000 an, während im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn diese Pinzette auf das 13. / 14. Jahrhundert datiert wurde.