Vor einer äußerst schönen Kulisse entpuppte sich die „Mittelalterey“ zum Einen als ein „klassischer“ Mittelaltermarkt mit viel Klamauk und Tand für die ganze Familie und zum Anderen als Teil des Versuchs einer themenbezogenen Veranstaltung für das interessierte Publikum. Eine Veranstaltung, die sich mit historischer Darstellung beschäftigt, war sie allerdings nicht. Das ist schade und für uns auch ausschlaggebend an einer der drei jährlich statt findenden Markt-Veranstaltungen nicht mehr teilzunehmen.
Das Konzept sei aber - nach Auskunft des Organisationsteams - durchaus so gewollt, da sich die Turmhügelburg finanzieren müsse. Der Ausbau der durchaus schon stattlichen Burganlage – die mithin die Motte an sich, einen Speicher, ein Gesinde- und ein Wohnhaus, sowie ein Wirtschaftsgebäude, eine Schmiede und eine Kapelle umfasst, sei auch mit den Einnahmen aus den Markt-Veranstaltungen finanziert worden.
Aber auch im Rahmen der Markt-Veranstaltung ergibt sich mir die Sinnhaftigkeit der „Verkaufs-Lager“ jedoch trotzdem nicht. Es ist halt etwas anderes, ein Werk vor den Augen der Besucher herzustellen und damit den Besuchern an dem Prozess teilhaben zu lassen und es danach an den Mann oder die Frau zu bringen, als haufenweise vorproduzierten oder gar zugekaufen Tand zu verscherbeln. Grundsätzlich stört mich, dass den Besuchern hierdurch ein völlig verfälschtes Bild der Sachkultur des Mittelalters vermittelt wird und weiterhin im speziellen, das durch die Veranstalter auf den verteilten Flyern historisches Handwerk angepriesen wurde, von dem kaum etwas zu sehen war.
Überaus schade war dies, da die Besucher oft aufgeschlossen und wissbegierig waren. So haben sich interessante Gespräche über das Leben und die Kultur zur Zeit unserer Darstellung (1280) entwickelt, bei denen wir auch mit verschiedenen Klischees des „Mittelalters“, durch Erklärungen und unter Hinzuziehung des Bildmaterials von Funden und Abbildungen, aufräumen konnten.
Exkurs: Einen Dank möchte ich hier auch noch einmal an den zuvorkommenden „ehemaligen“ Werklehrer richten, der mir für meine Nadelmacherdarstellung Material vorbei brachte und den ich dummerweise nicht nach seinem Namen gefragt habe. Danke!
Lichtblicke gab es allerdings auch. Es fanden täglich eine Moden- und Waffenschau, sowie ein Auftritt staufischer Reiter statt. Und auch die aufgeführten Tänze ließen die Bemühungen erkennen, den Besuchern doch etwas mit auf den Weg zu geben.
Ab dem kommenden Jahr seien auch Veranstaltungen mit einem historischen Hintergrund geplant, die sich dann von den drei Marktveranstaltungen abheben sollen - wir sind gespannt! Und werden uns auch gerne mit einbringen.
Volle Punktzahl! Die formale Organisation der Veranstaltung ließ keine Wünsche übrig. Holz und Stroh, sowie ein Wasseranschluss und auch hervorragende sanitäre Anlagen (nebst einer engagierten Reinigungskraft – vielen Dank), machten den Aufenthalt sehr angenehm. Auch die täglich statt gefundene Besprechung vor Marktbeginn, trug dazu bei. Die Probleme der Teilnehmer wurden erst genommen und es wurde sogleich versucht eine Lösung zu finden. Dies war besonders wegen der extrem durchweichten Wiese nötig, denn das Befahren zum Auf- und Abbau war nur teilweise möglich.
Die Stimmung unter den Teilnehmern war überaus gut. Soweit Hilfe benötigt wurde, war diese auch prompt zur Stelle.
Wir waren an diesem Wochenende das erste Mal zu viert unterwegs, hatten dafür jedoch Hilfe in Form unseres „Kohle-Herdes“, den wir auf dieser Veranstaltung das erste Mal getestet haben.Das Ergebnis übertraf unsere Erwartungen. Der Kochvorgang konnte erheblich verkürzt werden und auch die Betreuung der Speisen beim Zubereiten war vereinfacht. Bilder hierzu sind in der nebenstehenden Galerie zu finden.
Die Mittelalterey 2011 war eine Veranstaltung, die für den „gemeinen“ Marktbesucher durchaus interessant war. Eine ernsthafte Veranstaltung mit historischem Hintergrund war es jedoch nicht. Unglücklich empfand ich, dass das Programm und die Burganlage als Kulisse durchaus den Schluss dazu zuließen, aber die Bedingungen bezogen auf die Darstellungsqualität der meisten Teilnehmer nicht gegeben war. Löblich, aber auch für die Zukunft schwer umzusetzen empfinde ich das Ziel, Veranstaltungen mit historischem Hintergrund auszurichten. Auch wenn die Basis hierfür ohne Zweifel gegeben ist, denke ich, dass die Veranstalter nur schwer das Markt-Image los werden können und es damit schwer sein wird, gute themenbezogene Darstellergruppen zur Lütjenburg zu locken, was die Lage im hohen Norden nicht unbedingt noch erleichtert.